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  • Blick durch ein Kunstwerk von Klaus Bösselmann auf das Mausoleum.
  • Foto: Quandt

Idee kam von der MOPO: In diesem Mausoleum wollte Jan Fedder seine letzte Ruhe finden

Ohlsdorf –

Täglich kommen Dutzende Menschen, legen Blumen oder kleine Geschenke nieder: Die Grabstätte von Jan Fedder (1955-2019) auf dem Ohlsdorfer Friedhof ist zu einem Publikumsmagneten geworden. Inzwischen werden hier mehr Besucher gezählt als am Grab Helmut Schmidts. Doch eigentlich wollte sich die Schauspieler-Legende ganz woanders beisetzen lassen. Nämlich im riesigen, aber verfallenen „Mausoleum Riedemann“. Und auf diese Idee hatte ihn die MOPO gebracht.

Im Januar 2019 war in der MOPO ein großer Bericht über den Friedhof Ohlsdorf erschienen. Die Überschrift lautete: „Die Geheimnisse des Mega-Friedhofs“. Wir zeigten damals Fotos des „Mausoleums Riedemann“ und erwähnten, dass ein Pate für den denkmalgeschützten Bau gesucht werde. Der Pate könne das eindrucksvolle Bauwerk dann auch für Beisetzungen nutzen. Bedingung: Er oder sie muss sich um den Erhalt des Mausoleums kümmern.

Fedder-Mausoleum Fedder

Jan Fedder starb am 30. Dezember 2019. Er wurde 64 Jahre alt.

Foto:

Imago stock & people

Mit genau diesem MOPO-Artikel erschien dann Jan Fedder bei der Friedhofsverwaltung und sagte: „Das will ich haben!“ Fedder pflegte über Jahrzehnte eine ausgeprägte Sammelleidenschaft. Er suchte bei Auktionen oder auf Flohmärkten gezielt seltene oder makabere Dinge. In seinem Bauernhof in Ecklak (Kreis Steinburg) stapelten sich deswegen in Alkohol konservierte Reptilien, aufgespießte Käfer in Vitrinen und das Skelett des angeblich kleinsten Menschen der Welt. Auch die XXXL-Unterhose des ugandischen Diktators Idi Amin (1928-2003) ersteigerte Fedder bei einer Auktion in Bad Oldesloe. Auf dem großen Hofgelände verwitterten stilvoll mehrere Oldtimer. Jan Fedder hatten eine Hang zum Morbiden. Da wäre natürlich das fast 189 Quadratmeter große Mausoleum, ein gruseliger Lost Place, bestens als Bestattungsort geeignet.

Fedder-Mausoleum Krypta

In der Krypta des Mausoleums befinden sich 13 Gruftzellen. Aber nur fünf wurden von der Familie Riedemann genutzt. Der Erbauer Wilhelm Anton Riedemann ist in der Schweiz beigesetzt worden.

Foto:

Quandt

Doch laut Friedhofssprecher Lutz Rehkopf gab es bereits seit Längerem Gespräche mit einer Familie, die stark an der Übernahme der Patenschaft für das Mausoleum  interessiert ist. Es habe schon einen intensiven Austausch mit dem Denkmalschutzamt gegeben. Deswegen musste der Friedhof Jan Fedder damals  eine Absage erteilen. Wahrscheinlich hätten die Mittel des Schauspielers und seine Frau Marion auch nicht ausgereicht, um das Gebäude zu erhalten. Der Friedhof schätzt die Sanierungskosten auf etwa 1,5 Millionen Euro.

Fedder-Mausoleum Grabmal

Jan Fedders Ruhestätte in Ohlsdorf ist ein aufgegebenes Familiengrab mit einem eindrucksvollen Grabmal.

Foto:

Imago/Chris Emil Janßen

Aber wer hat das Mausoleum überhaupt erbaut? Die Antwort lautet: Wilhelm Anton Riedemann (1832-1920), auch der „Tankerkönig“ genannt. Der in Meppen geborene Kaufmann begann mit einem kleinen Krämerladen bei Bremerhaven. Doch schnell baute er eine florierende Spedition auf. Das Unternehmen spezialisierte sich auf einen damals extrem wichtigen Brennstoff: Petroleum.

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Noch 1920 waren Petroleumlampen das am meisten verwendete Beleuchtungsmittel in Deutschland.  Doch das Erdöldestillat musste mühsam mit Fässern aus den USA herangeschafft werden. Dabei kam es zu erheblichen Transportverlusten.

1880 ließ Riedemann deswegen Petroleum in die Wassertanks seiner Segler pumpen. Somit gilt der Spediteur als Erfinder der Tankschiffe. 1886 lief die 100 Meter lange „Glückauf“ vom Stapel. Der dampfbetriebene  Tanker Riedemanns fasste 3000 Tonnen Öl. Bald verfügte der Kaufmann über eine ganze Tankerflotte und pachtete den Hamburger Petroleumhafen. Riedemann gründete die „Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft“ – den Vorläufer der  „Esso“. Der „Tankerkönig“ wurde unermesslich reich und kaufte sich am Alsterufer 27 in Rotherbaum eine riesige Villa – das heutige US-Konsulat.

Erbauer erlitt schweren Schicksalsschlag

Doch dann traf den erfolgreichen Unternehmer ein furchtbarer  Schicksalsschlag. Im Alter von nur 16 Jahren starb seine über alles geliebte Tochter Sophie. Und für sie ließ er 1905 das Mausoleum bauen – von keinem Geringeren als dem Rathaus-Baumeister Martin Haller. 13 Grabkammern gab es hier. Doch Riedemann selbst wurde in dem Mausoleum nie beigesetzt. Er starb 1920 in Lugano und wurde zusammen mit den Gebeinen seiner Tochter in einem Mausoleum in der Schweiz beigesetzt. 1950 ist der letzte Angehörige der Familie Riedemann im Mausoleum bestattet worden, seitdem verfällt das Bauwerk.    

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