Schüsse, gefälschte Gemälde und Ekel-Sülze – die besten Rathaus-Geschichten
Es ist das Kraftzentrum Hamburgischer Politik, ein Symbol für Macht und Wohlstand. Und feierte jetzt Jubiläum. Vor 125 Jahren, am 26. Oktober 1897, haben Hamburgs Stadtväter das neue Rathaus in Besitz genommen: Dieser Jahrestag ist Anlass für die MOPO, Spannendes, Geheimnisvolles, Groteskes aus der Geschichte dieses prachtvollen Hauses zu erzählen und spektakuläre Fotos von Bau und Einweihung zu zeigen. Ein bisschen gruselig wird es auch!
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Es ist das Kraftzentrum Hamburgischer Politik, ein Symbol für Macht und Wohlstand. Und feierte vor Kurzem Jubiläum. Vor 125 Jahren, am 26. Oktober 1897, haben Hamburgs Stadtväter das neue Rathaus in Besitz genommen: Dieser Jahrestag ist Anlass für die MOPO, Spannendes, Geheimnisvolles, Groteskes aus der Geschichte dieses prachtvollen Hauses zu erzählen und spektakuläre Fotos von Bau und Einweihung zu zeigen. Ein bisschen gruselig wird es auch!
Alles fängt mit einer Katastrophe an. Mit der größten, die es bis dahin in Hamburg gab. Am 5. Mai 1842 bricht in der Stadt der „Große Brand“ aus. Die Hoffnung der Verantwortlichen ist, mit der Sprengung des alten Rathauses an der Trostbrücke – heute steht dort das Gebäude der Patriotischen Gesellschaft – die Feuerwalze aufhalten zu können. Doch der Versuch, eine Brandschneise zu schlagen, damit das Feuer keine Nahrung mehr findet, scheitert. Es brennt noch zwei Tage weiter. Ein Drittel Hamburgs wird ein Raub der Flammen.
Nach dem Großen Brand: 55 Jahre lang war Hamburg ohne Rathaus
Der Bau des neuen Rathauses zieht sich hin. Zunächst ist der Wiederaufbau der übrigen Stadt wichtiger. Aber auch danach kommt immer wieder was dazwischen: die Revolution von 1848/49, die Wirtschaftskrise von 1857, der Krieg gegen Frankreich 1870/71, vor allem aber die Uneinigkeit der Bürger. Erst streiten sie über den genauen Standort, dann darüber, wie das neue Rathaus eigentlich aussehen soll.
Nach zwei gescheiterten Architekturwettbewerben mit 200 Entwürfen, die alle von der einen oder anderen Seite abgelehnt werden, ergreift der Hamburger Baumeister Martin Haller 1880 die Initiative: Er schart namhafte Kollegen um sich, gründet den sogenannten „Rathausbaumeisterbund“, dem es gelingt, einen Entwurf auszuarbeiten, der auf breite Zustimmung stößt. Weitere fünf Jahre wird an diesen Plänen gefeilt, bevor es endlich losgeht mit dem Bau.
- Staatsarchiv Hamburg Der Bauplatz des Rathauses im Juli 1888, vom Alten Wall aus gesehen.
- Staatsarchiv Hamburg Aufnahme von der Rathaus-Baustelle. Der Blick vom Alten Wall Richtung Rathausmarkt.
- Staatsarchiv Hamburg Rathaus-Baustelle: Bauarbeiter haben sich aufgestellt für ein Gruppenbild.
- Staatsarchiv Hamburg Das Rathaus im Bau. Links am Bildrand ist die Fassade der Börse zu sehen.
- Staatsarchiv Hamburg Bilder von der Baustelle. Das eingerüstete Rathaus, davor Architekt Grotjan und die Figuren der Heiligen Johannes und Michael
- Staatsarchiv Hamburg Foto von der Richtfeier am 7. Mai 1892. Der Richtkranz wird hochgezogen.
- Staatsarchiv Hamburg Das Rathaus während des Baus. Oben auf dem Giebel ist die Figur des Heiligen Nikolaus zu sehen.
- Staatsarchiv Hamburg Grundsteinlegung am 8. Mai 1886. Genau 44 Jahre davor war das alte Rathaus an der Trostbrücke während des Großen Brandes gesprengt worden.
- Staatsarchiv Hamburg 26. Oktober 1897: die feierliche Einweihung des neuen Hamburger Rathauses. Blick in den Großen Festsaal.
- Staatsarchiv Hamburg Einweihung Hamburger Rathaus am 26. Oktober 1897: Vor der Brautpforte stehen zwei Hellebarden-Träger Wache.
- Staatsarchiv Hamburg Das Rathaus im Bau: der eingerüstete Turm.
Zunächst müssen 4000 bis zu 16 Meter lange Eichenpfähle in den Boden gerammt werden, um den sumpfigen Untergrund zu befestigen. Dann kommen die Maurer, um das 111 Meter breite Gebäude in die Höhe zu ziehen. Während des Bauarbeiterstreiks 1889 geraten die Arbeiten ins Stocken. 1892 bricht die Cholera aus: Ein Jahr lang gehen die Arbeiten nur schleppend voran.
Hoher Gast: Kaiser Wilhelm II. besuchte Rathaus vor der Einweihung
Noch bevor das Rathaus fertig ist, darf es Kaiser Wilhelm II. besichtigen: Der Monarch nutzt die Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals 1895 für einen Abstecher nach Hamburg. Damit alles einladend aussieht, leihen die Stadtväter eilig kolossale Ölgemälde und Plastiken aus der Kunsthalle aus. Mit Plüsch und Damast lassen sie die noch rohen Wände dekorieren. Schließlich spendieren 80 Senatorenfamilien Silberbesteck, damit Seine Majestät gebührend speisen kann. Zur Erinnerung erhält der Raum den Namen „Kaisersaal“.
Zwei Jahre danach – 55 Jahre nachdem das alte Rathaus in Flammen aufging – findet die offizielle Einweihung des neuen Rathauses statt. Von da an wird in diesem Gebäude, das 647 Räume hat und dessen Prunk einzigartig ist, Geschichte geschrieben:
Hier hissen am 5. November 1918 die Arbeiter- und Soldatenräte die rote Fahne.
Hier tritt am 24. März 1919 das erste frei gewählte Parlament Hamburgs zusammen.
Hier dringen am 5. März 1933 SA-Leute ein und reißen die Macht an sich.
- Conti-Press 1965 besucht Queen Elizabeth II. das Rathaus.
- dpa 7. September 1962: Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle besucht Hamburg. Hier fährt die Staatskarosse vor dem Rathaus vor. Die Menschen sind außer sich vor Freunde.
- Staatsarchiv Hamburg Diktator Adolf Hitler spricht vom Rathaus-Balkon zum Volk.
- Staatsarchiv Hamburg 5. November 1914: Während des Ersten Weltkriegs werden Beutewaffen auf dem Rathausmarkt ausgestellt, um Deutschlands Überlegenheit zu demonstrieren.
Ab da sind die Bilder, die vor und im Hamburger Rathaus entstehen, mehrheitlich freundlicher und friedlicher Natur: Tausende begrüßen 1962 jubelnd den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle. Ähnlich begeistert wird drei Jahre später die britische Königin Elizabeth II. empfangen.
Riesendemo: 1958 protestierten 150.000 Menschen gegen die Atombewaffnung
Auf dem Platz vor dem Rathaus finden aber auch schon mal gewaltige Demonstrationen statt: Am 17. April 1958 versammeln sich 150.000 Menschen, um gegen die damals geplante atomare Bewaffnung der Bundeswehr zu protestieren. Es ist die größte Demo, die es bis dahin überhaupt in Hamburg gegeben hat, und Bürgermeister Max Brauer (SPD) persönlich – ein entschiedener Gegner der Atombewaffnung – hält eine flammende Rede.
Dass noch mehr Menschen auf den Platz passen, wird am 22. Oktober 1983 unter Beweis gestellt, als 400.000 Menschen kommen, um zu zeigen, was sie vom NATO-Doppelbeschluss und der Stationierung von Pershing-II-Raketen in Deutschland halten.
Aber im und vor dem Rathaus dreht sich nicht immer alles um Politik. Fußballfans werden sich vor allem an die Jahre 1979, 1982 und 1983 erinnern: Damals wird der HSV Deutscher Meister, die Spieler stehen auf dem Rathausbalkon und präsentieren der jubelnden Menge die Meisterschale. Ach, was ist das schön! Das wollen wir irgendwann noch mal erleben.
Architektenentwürfe: Um ein Haar hätte das Rathaus so ausgesehen
- Quandt Rathaus mit Eckturm: So stellte sich der Wiener Architekt Dominik Avantzo (1845-1910) das Hamburger Rathaus vor.
- Quandt Alfred Bluntschli (1842-1930) reichte beim Architektenwettbewerb 1876 diesen Entwurf ein und gewann. Umgesetzt wurde der Plan aber nicht.
- Quandt Säulen und Kuppel: der Entwurf des Österreichers Otto Koloman Wagner (1841-1918).
Zwischen dem Brand des alten und der Einweihung des neuen Rathauses lagen 55 Jahre. In der Zwischenzeit fanden zwei Architektenwettbewerbe statt. Beim ersten im Jahr 1854 wurden 43 Entwürfe eingereicht. Es gewann George Gilbert Scott, der Erbauer der Nikolaikirche. Die Hamburger konnten sich mit seinem Entwurf im Stil der Neogotik aber nicht anfreunden.
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Beim zweiten Wettbewerb 1876 beteiligten sich fast 150 Architekten. Es gewann Alfred Bluntschli, der immerhin den Wiener Zentralfriedhof entworfen hatte. Den zweiten Platz machte der Wiener Star-Architekt Otto Wagner. Insgesamt wurden acht Entwürfe prämiert und ein Hamburger Verlag gab eine großformatige Mappe mit dem Titel „Die prämierten Entwürfe der Hamburger Rathaus-Concurrenz“ heraus. Mit Kuppel, mit Eckturm, ganz ohne Turm – eine bunte Architektur-Vielfalt ist darin zu finden. Doch den Hanseaten sagte wieder keiner der Entwürfe zu. Schließlich ergriff Senatorensohn Martin Haller die Initiative. Der Rest ist bekannt.
Manipuliertes Wandgemälde: Der Bischof und der verschwundene Täufling
Schauen Sie sich die beiden Fotos genau an. Erkennen Sie den Unterschied? Auf dem jüngeren Foto steht vor Erzbischof Ansgar plötzlich niemand mehr und auch die übrigen Figuren haben sich verändert.
Wir sehen hier ein Gemälde, das der Maler Hugo Vogel und seine Gehilfen Wilhelm Eberhard und Heinrich Kugelberg 1907 an einer Wand des Großen Festsaals schufen. Es zeigt die Christianisierung der Hamburger Bevölkerung durch Erzbischof Ansgar. Als die Mitglieder der Ratsbaukommission das Ergebnis sahen, schüttelten sie alsbald den Kopf und beauftragten den Maler, sein Bild noch mal zu überarbeiten. Denn nach damaliger Auffassung konnte es überhaupt nicht angehen, dass ein Hamburger kniet. Nicht einmal vor einem Bischof. Deshalb wurde die vordere Figur komplett übermalt, und auch die Haltung einer weiteren Person rechts wurde verändert. Ganz ausgelöscht ist der kniende Hamburger aber nicht. Bei einem bestimmten Lichteinfall ist er auch heute noch schemenhaft zu erkennen.
Plenarsaal: Hier tagt, debattiert und streitet die Bürgerschaft
Der Plenarsaal – der Sitzungssaal der Bürgerschaft – ist wie das Rathaus selbst 1897 errichtet worden, hat aber im Lauf der Zeit etliche Umgestaltungen über sich ergehen lassen müssen. Das Gestühl ist erst 70 Jahre alt und – wie die gesamte Holzausstattung – aus Eiche. Überall sind Schnitzereien der Handwerksgilden und Länderwappen zu sehen. Jeder Türknauf, jede Säule, jeder Abgeordnetenstuhl ist mit dem hamburgischen Staatswappen verziert. Der Stuhl des Präsidenten bzw. der Präsidentin ist zudem mit einer Waage verziert – er oder sie soll ausgleichen und überparteiisch sein. Zudem hat die erhöhte Präsidiumsbank drei weitere Plätze für die Vizepräsidenten und zwei für die Schriftführer. Die Senatsbank mit zehn Stühlen ist in Richtung der Abgeordneten gesetzt. Der Besucherrang umfasst 100 Plätze. Jeder Hamburger hat die Möglichkeit, sich für die Bürgerschaftssitzungen anzumelden.
Figurenschmuck: Kaiser und Heilige zieren Dach und Fassade
20 Kaiser – darunter Karl der Große und Friedrich Barbarossa – schmücken die Fassade, jeweils 600 Kilogramm schwer. Aber damit nicht genug: Bürgermeister, Forscher und kulturelle Geistesgrößen finden sich, daneben sind bürgerliche Tugenden wie Tapferkeit oder Klugheit bildhaft dargestellt. Auf den Giebeln und Erkern des Rathausdaches finden sich Heiligenfiguren: die Schutzpatroninnen und Schutzpatrone der fünf Hauptkirchen, nämlich der Apostel Petrus, der heilige Nikolaus, die heilige Katharina, der Apostel Jakobus und der Erzengel Michael. Hinzu kommen der Heilige Georg und der Apostel Paulus als Patrone der beiden ehemaligen Vorstädte sowie der Apostel Johannes und die heilige Maria-Magdalena, denen die beiden in der Reformation aufgelösten Klöster geweiht waren.
Der Turm: Der geheimste Ort im ganzen Gebäude
Es ist der geheimste Ort im Rathaus: der Rathausturm. Da rauf darf normalerweise niemand. Der Zugang befindet sich in Rathauszimmer 337: Neben der Tür prangt ein unscheinbares Schild: „Aufgang Turmboden“. Ein großer Schlüssel, genauso alt wie das Gebäude, öffnet das Schloss. Und dann geht’s aufwärts. 357 Stufen. Auf dem Weg rauf kommen wir an einem technischen Meisterwerk vorbei: dem 1895 gebauten Uhrwerk. Jeden Dienstag um 9.30 Uhr werden die zentnerschweren Gewichte von etwa 50 Jahre alten Elektromotoren aufgezogen. Die Kraft wird dann über Holzräder und lederne Transmissionsriemen übertragen.
In 50 Meter Höhe beginnt der Glockenboden. Alle 15 Minuten wird eine Glocke angeschlagen. 30 Meter darüber befindet sich der Dachboden und ab hier wird es abenteuerlich: Eine enge Wendeltreppe aus Stahl führt bis in die Turmspitze. Nach 101 weiteren Stufen stehen wir in einem engen Raum und balancieren auf Stahlträgern unter schrägen Holzdecken. Höher hinaus hat es im Rathaus noch keiner geschafft. 112 Meter – so hoch ist der Turm.
Revolution 1918: Schuss traf Hachmann in die Brust
Im Hamburger Rathaus ist im Laufe der 125 Jahre mehr als einmal scharf geschossen worden. Im Phönix- und im Kaisersaal sind Einschusslöcher zu finden. Ein weiterer Schuss traf Gerhard Hachmann (Erster Bürgermeister von 1900 bis 1904) direkt in die Brust – glücklicherweise nur auf einem Gemälde, und zwar auf dem sogenannten Senatsbild, das vom Maler Hugo Vogel stammt und das seit 1904 im Bürgermeistersaal hängt.
Dass das Bild bei einer Schießerei Schaden nahm, wissen wir seit 2012. Da wurde bei Restaurierungsarbeiten auf der Rückseite des Gemäldes eine Notiz gefunden, verfasst vom Künstler höchstselbst. „Das Bild wurde in den Wirren der Revolution 1918 in den Tagen 18. bis 20. November beschädigt durch Schüsse etc.“, heißt es da. Gezeichnet Hugo Vogel. Er selbst hat 1927 die Beschädigung repariert. In der Ledertapete hinter dem Gemälde findet sich übrigens an besagter Stelle ein Loch. Darin steckt wohl die Kugel.
Übrigens: Das fragliche Gemälde zeigt den Einzug der Senatoren und Staatsräte bei der Rathauseinweihung 1897.
Lebensmittelskandal: Volksaufstand wegen verdorbener Sülze
Es handelt sich um den ersten Lebensmittelskandal in der hamburgischen Geschichte – und er löst einen Volksaufstand aus. Wir reden von den Sülze-Unruhen. Die Geschichte beginnt am 23. Juni 1919 damit, dass einem Fuhrmann in der Kleinen Reichenstraße beim Verladen ein Fass umkippt. Es zerbricht und unter den Augen entsetzter Passanten ergießt sich eine breiige, stinkende undefinierbare Masse über den Asphalt.
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Das Fass stammt von der Fleischfabrik Heil, die laut Eigenwerbung „Sülze von größtem Nährwert und delikatem Geschmack“ produziert. Die aufgebrachten Massen dringen daraufhin in die Fabrik ein und stoßen darin auf Felle und Häute, die mit einer dicken Schimmelschicht überzogen sind. Bald kursieren Gerüchte, wonach Katzen, Hunde und Ratten zu Sülze verarbeitet worden sind.
Wenige Monate erst liegt das Ende des Ersten Weltkriegs zurück, die Versorgungslage mit Lebensmitteln ist schlecht. Viele hungern. Jetzt entlädt sich die Wut. Eine aufgebrachte Menschenmenge versammelt sich auf dem Rathausmarkt. Als am 25. Juni der Belagerungszustand ausgerufen wird, dringen die Aufständischen ins Gebäude ein. Berlin schickt General Paul von Lettow-Vorbeck, den ehemaligen Kommandeur der „Schutztruppen für Deutsch-Ostafrika“, nach Hamburg, um die Ordnung wiederherzustellen. Die Reichswehr geht mit äußerster Brutalität vor. Während der Sülze-Unruhen sterben 80 bis 90 Menschen.
Lauter Gipsfiguren: Die „Totenkammer“ im Kellergewölbe
Auf dem Weg zur „Totenkammer“ des Rathauses müssen wir ein Dutzend knarrender Türen passieren, durch ellenlange Kellergänge schreiten – dann sind wir da und erschaudern ein ganz klein wenig: Im Halbdunkel erspähen wir Ritter, Könige, Senatoren, aber auch einen Fischer mit einem großen Stör im Arm und einen Bäckerjungen. Ziemlich angestaubt sind sie, die lebensgroßen Gipsfiguren. Einigen fehlen Arme, Hände oder sogar der Kopf! Eine barbusige Schöne wurde direkt neben einem Bischof platziert.
Was steckt hinter diesem „Gruselkabinett“ im ehrwürdigen Rathaus? Es handelt sich um Gipsfiguren, die als Modell für die Statuen und Büsten dienten, die in Kupfer, Bronze oder Sandstein die Fassade und die Innenräume schmücken.
Legende: Mehr Räume als Buckingham Palace? Falsch!
Zum Schluss räumen wir noch mit einer Legende auf. Die besagt, dass das Hamburger Rathaus nicht nur schöner ist als Buckingham Palace, sondern sogar größer. Mit seinen 647 Räumen habe das Rathaus sechs Zimmer mehr als der Amtssitz des englischen Königs. So wird erzählt. Und diese Behauptung findet sich dutzendfach im Internet und sogar in Büchern. Ist aber trotzdem falsch. Buckingham Palace hat 775 Räume – also deutlich mehr.