• Hamburgs Schülerinnen und Schüler sollen neue Lehrpläne bekommen.
  • Foto: obs/Studienkreis GmbH/Studienkreis/Printz

Hamburger Schüler-Petition: Wegen Corona: Knapp 80.000 fordern Aufschub des Abiturs

Zwei Hamburger Schüler haben angesichts der Corona-Pandemie eine Petition zur bundesweiten Absage der Abitur-Prüfungen gestartet. Sie haben beim Internet-Portal Change.org für ihr Anliegen „Abi 2020 umdenken“ bereits  über 78.000 Unterstützer (Stand Dienstagnachmittag). Der Appell ging auch an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Die Hamburger Schulbehörde lehnt die Forderung ab.

Aus Sicht der Schüler sind Abiturprüfungen für die rund 350.000 betroffenen Schüler gesundheitlich, psychologisch und gesellschaftlich nicht tragbar. Gesundheitlich, weil ein bei der Prüfung ausgetauschter Stift, ein Berühren des Nachbartisches, die Benutzung der Toiletten reichen könnten, um die Epidemie fortschreiten zu lassen.

Psychologisch, weil viele Jugendliche Angst hätten. „Unsere Familien geraten in Existenznot und wir sind mit unseren Prüfungsvorbereitungen mittendrin“, heißt es von den Schülern. Darüber hinaus seien die Lernbedingungen alles andere als optimal.

Hamburger Schüler: Durchschnitts-Abitur wegen Corona

Ihr Vorschlag in der Petition: In diesem Jahr sollen Schüler deutschlandweit ein Durchschnittsabitur erhalten. Dabei soll ein Durchschnitt der einzubringenden 32 bis 40 Semesterergebnisse der vergangenen vier Halbjahre errechnet und als Abiturnote festgelegt werden.

Zentrale Abiturprüfungen gibt es trotz Corona-Virus.

Die Abiturprüfungen werden in Hamburg ab dem 16. April starten (Symbolbild). Trotz Coronavirus.

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dpa

Die Schüler argumentieren, dass viele angehende Abiturienten gerade für anderes gebraucht würden. „Wir beschäftigen kleinere Geschwister, facetimen mit den Großeltern, gehen einkaufen, organisieren Dinge und unterstützen unsere Eltern und Nachbarschaften.“

Schulbehörde Hamburg: Abitur kann nicht verschoben werden

Wenn 350.000 kluge Köpfe neben diesen Aufgaben Zeit für kreative Projekte hätten – beispielsweise die Teilnahme an dem Hackathon der Bundesregierung #WirVsVirus und allem, was daraus folge – dann nütze das der Gesellschaft in dieser Situation mehr als Abiprüfungen.

Hamburg weist die Forderungen der Petition zurück und hält bis auf weiteres an den Abiturprüfungen fest. Bildungsbehörden-Sprecher Peter Albrecht: „Eine Verschiebung des Abiturs ist in Hamburg aufgrund der frühen Sommerferien (Beginn 25.6.) leider nicht möglich.“

Zentrales Abitur: Hygiene wegen Corona wird eingehalten

Albrecht weiter: „Neben den regulären Terminen ab dem 16. April gibt es Nachschreibetermine und eine zusätzliche dritte Terminschiene, um jedem Prüfling die Teilnahme zu ermöglichen, auch in Quarantäne- oder Krankheitsfall.“ Abstands- und Hygienevorschriften würden natürlich eingehalten.

Die Forderung nach dem Durchschnittsabitur hält die Behörde für ungerecht, da so womöglich bessere Abiturnoten entstehen, als wenn die Prüfungen absolviert worden wären. Das würde andere Abi-Jahrgänge benachteiligen. Albrecht: „Üblicherweise fallen Abiturprüfungen im Schnitt etwas schlechter aus, als Leistungen in der Qualifizierungsphase, also den Semestern eins bis vier.“

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Zudem gebe es ein Bewertungsgefälle zwischen dezentralen Abiturleistungen (schuleigene Bewertungen) und zentralen Prüfungen (schriftliches Abitur). Fielen diese weg, könnte dies im Vergleich zu früheren Abiturjahrgängen zu besseren, allerdings künstlich erhöhten Abiturnoten führen. Albrecht: „Es müsste also eine praktikable aber auch faire Lösung gefunden werden.“

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