Die Kiez-Wirte sind sauer: Sie sehen in der Sperrstunde des Senats keinen Sinn mehr.
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  • Foto: Marius Roeer

Gastronomen gegen Senat: Es brodelt auf dem Kiez – Klage geplant!

Aus Angst vor der Delta-Variante bleibt Hamburg bei den strengen Beschränkungen für die Hamburger Hotspots Schanze und Kiez. Die Gastronomen sind mehr als nur wütend, denn sie fühlen sich ignoriert und benachteiligt. Eine Initiative will jetzt den Senat sogar verklagen.

Sobald es 23 Uhr ist, muss Uwe Christiansen seine Gäste aus dem „Christiansen’s“ auf St. Pauli rigoros rausschmeißen. „Das ist die härteste Sache, die man als Gastgeber machen muss“, erzählt der Kult-Wirt im Gespräch mit der MOPO.

Gastronomen sauer: Sperrstunde bleibt auf dem Kiez

Ihn ärgert es besonders, dass der Senat innerhalb der Gastronomie keinen Unterschied macht. „Kioske, Imbisse, Restaurants und Bars werden alle gleich behandelt!“, sagt Christiansen. „Dabei ist es für ein Restaurant akzeptabel, um 23 Uhr zu schließen – für eine Bar fängt das Geschäft dann erst an!“

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Für die sogenannten Hotspots gelten in Hamburg noch einmal gesonderte Regeln: Hier muss nicht nur der Innenbereich ab 23 Uhr, sondern auch der Außenbereich ab Mitternacht schließen. Das betrifft unter anderem die Schanze und St. Pauli.

St. Pauli: Erstmal keine weiteren Lockerungen geplant

Am Dienstag verkündete der Senat, dass sich daran erstmal nichts ändern wird. „Wir beobachten die Einhaltung der Regeln sehr streng“, so Sprecher Marcel Schweitzer. Ziel sei es, die Inzidenz weiterhin niedrig zu halten und das Infektionsgeschehen einzudämmen. Auch der Vergleich mit anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein, in denen die Sperrstunde bereits gekippt wurde, sei nicht zielführend.

Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) sagte erst am Montag, dass weitere Öffnungen bezüglich des Nachtlebens erst mal nicht geplant seien. „Wenn es irgendwo ein hohes Ansteckungsrisiko gibt, dann ist es leider abends im Club“, so die Politikerin.

„Wir tun alles, was wir können“ – Gastronomen sauer

Wut bei den Gastronomen. Sie fühlen sich vernachlässigt, vergessen und ignoriert. „Es wird uns immer das Gefühl gegeben, als seien wir an allem schuld“, sagt Christiansen. „Dabei tun wir alles, was wir können: Luca-App, Desinfektion, Kontaktnachverfolgung und Tischabstände.“

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Dem stimmt Dominik Großfeld vom „Silbersack“ auf St. Pauli zu. „Seit einem Jahr halten sich die meisten Bars akribisch an die Hygieneregeln. Denn selbstverständlich wissen sie um ihre Verantwortung. Sie brauchen jetzt einen Zeitplan, wie sie schrittweise zum Normalbetrieb zurückkehren“, sagt er. „Sonst ist es das gewesen mit der Hamburger Barkultur.“

Wegen der Sperrstunde: Initiative will Senat verklagen

In einem offenen Brief hatten sich die Kiez-Wirte direkt an den Senat gewandt. Mit von der Partie: prominente Kiezianer wie Olivia Jones und Corny Littmann. Marcel Schweitzer erklärte am Dienstag aber lediglich, dass der Senat auf offene Briefe grundsätzlich nicht antworte. Man sei jedoch im Austausch.

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Die Initiative „Alarmstufe Rot“ geht jetzt den nächsten Schritt und will den Senat verklagen – bezüglich der Sperrstunde und Großveranstaltungen. „Die Stadt Hamburg will keine Lösungen“, sagt Danny Hellrung von der Initiative zur MOPO. „Unser Rechtsanwalt bekommt die Unterlagen von uns, wie Umsatzeinbußen und Belege, dass viele immer noch 100 Prozent ihrer Miete zahlen müssen. Und dann wird die Klage eingereicht.“

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