Gas-Schock: Anbieter im Norden kündigt 45.000 Verträge – das können Sie jetzt tun
Die gute Nachricht zuerst: Wer demnächst die Kündigung von den Flensburger Stadtwerken bekommt, dem wird nicht gleich die Heizung abgedreht. Vielmehr wandern alle Hamburger Kunden automatisch zum Grundversorger, und das ist in diesem Falle E.on. Wie teuer das Gas dort ist, ob es sich lohnt, nun schnell noch einen günstigeren Anbieter zu suchen, und was man tun kann, wenn die Abschläge zu hoch sind, um sie zahlen zu können, das erklärt Jan Bornemann von der Verbraucherzentrale.
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Die Gas-Krise frisst sich durchs Land. Jetzt hat es die Stadtwerke Flensburg getroffen: Sie kündigen allen Kunden außerhalb von Schleswig-Holstein – 45.000 Veträge sind betroffen, offenbar auch viele in Hamburg. Doch neue Verträge sind derzeit nur zu astronomischen Konditionen erhältlich. In der MOPO erklärt Jan Bornemann von der Verbraucherzentrale, was Betroffene jetzt tun können, ob es sich lohnt, schnell einen möglichst günstigen Anbieter zu suchen, wie das genau mit der Grundversorgung läuft, wie hoch die Preise dort sind und was man tun kann, wenn die Abschläge zu hoch sind, um sie zahlen zu können.
Die Stadtwerke Flensburg haben offenbar in den vergangenen Jahren sehr viele Kunden aus Hamburg und ganz Deutschland aufgenommen. Aufgrund der Energiekrise wollen sie sich nun auf ihr Basisgeschäft in Schleswig-Holstein (6800 Kunden) konzentrieren und kündigen allen 45.000 privaten Gaskunden außerhalb des Bundeslandes. Nicht betroffen sind Firmenkunden wie die SAGA.
Gegenüber der MOPO begründet das stadteigene Flensburger Unternehmen den weitreichenden Schritt damit, dass es enorm schwer sei, überhaupt noch Erdgaslieferanten zu finden, die aktuell bereit seien, Lieferverpflichtungen einzugehen, ohne erhebliche Sicherheitsaufschläge zu berechnen, die mit hohen Kosten verbunden sind. Die Marktentwicklung sei extrem sprunghaft und führe in der Kalkulation, der Beschaffung und im Vertrieb zu erheblichen finanziellen Risiken.
Stadtwerke Flensburg kündigen Gaskunden
Die Kündigungen, die derzeit rausgeschickt werden, richten sich bisher nur an Kunden, deren Verträge auch demnächst enden. Außerordentliche Kündigungen gibt es nicht, wer also noch eine Laufzeit von mehreren Monaten hat, der bekommt später Post. Aber die meisten Verträge laufen schon zu Ende November aus.
Die Stadtwerke versprechen aber, dass sie bei allen Verträgen die Preisgarantie einhalten und diese erst zum Ende der Preisgarantie auslaufen lassen, so dass zahlreiche Verträge noch einige Monate weiterlaufen. Wie viele Kunden in Hamburg betroffen sind, dazu will das Unternehmen sich nicht äußern.
Verbraucherzentrale Hamburg gibt Ratschläge für Gaskunden
Die gute Nachricht: Wer demnächst die Kündigung von den Flensburger Stadtwerken bekommt, dem wird nicht gleich die Heizung abgedreht. Vielmehr wandern alle Hamburger Kunden automatisch zum Grundversorger, und das ist in diesem Falle E.on. „Das einzige, was Kunden jetzt tun sollten, ist, ihren Zählerstand bei Vertragsende zu notieren“, sagt Jan Bornemann von der Verbraucherzentrale Hamburg. E.on wird vom Netzbetreiber darüber informiert, dass der Kunde bei ihnen in die Grundversorgung fällt und meldet sich dann per Post.
„Natürlich können die Kunden auch von sich aus nach einem günstigeren Anbieter suchen und einen Sondervertrag schließen“, so Bornemann. „Aber das ist aktuell nicht anzuraten, denn die Grundversorger bieten im Moment die günstigsten Preise.“ Er rät dazu, jetzt erst einmal abzuwarten, wie der Markt sich entwickle.
Der Preis von Deutschlands größtem Energieversorger E.on liegt in der Grundversorgung, gestaffelt nach Verbrauch, bei etwa 16 bis 17 Cent pro Kilowattstunde. Andere Preise mit E.on auszuhandeln, ist laut Bornemann derzeit auch nicht möglich. „Da gibt es keinen Spielraum.“ Wie sich nun die Preise bei E.on entwickeln, ist aktuell nicht absehbar. Bisher reagiere das Unternehmen moderat.
E.on ist Hamburgs Grundversorger: Das sind die Preise
Der Blick auf den aktuellen Gaspreis zeigt auch, dass von Neuverträgen abzuraten ist, denn der Preis liegt bei knapp 35 Cent pro Kilowattstunde. Abgesehen davon, dass viele Unternehmen auch gar keine neuen Kunden mehr aufnehmen. Vor einem Jahr lag der Preis für Neukunden noch bei knapp über sechs Cent.
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Die Hamburger Kunden haben noch Glück, ein so großes Unternehmen mit einem guten wirtschaftlichen Hintergrund als Grundversorger im Rücken zu haben. „Für kleine Stadtwerke kann das ganz anders aussehen, wenn sie Grundversorger sind und plötzlich viele neue Kunden hinzubekommen, die in die Grundversorgung rutschen.“ Denn schwierig wird es für alle, die jetzt Gas nachkaufen müssen.
Die Verbraucherzentrale berät Hamburger Verbraucher, wenn sie Fragen haben oder nicht weiter wissen, weil der Abschlag sie erdrückt.