„Galeria Karstadt Kaufhof“-Pleite: Wie steht es um Hamburgs Filialen?
Die zweite Insolvenz in zwei Jahren: „Galeria Karstadt Kaufhof” steckt weiter tief in den roten Zahlen. Rund ein Drittel der Filialen will die Warenhauskette jetzt dichtmachen und Mitarbeitende entlassen. Was bedeutet das für die rund 660 verbliebenen Hamburger Beschäftigten? Und was unternimmt Eigentümer René Benko, der zuletzt wegen Korruptionsvorwürfen in die Schlagzeilen geriet?
- Deutsch (Deutschland)
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Die zweite Insolvenz in zwei Jahren: „Galeria Karstadt Kaufhof” steckt weiter tief in den roten Zahlen. Rund ein Drittel der Filialen will die Warenhauskette jetzt dichtmachen und Mitarbeitende entlassen. Was bedeutet das für die rund 660 verbliebenen Hamburger Beschäftigten? Und was unternimmt Eigentümer René Benko, der zuletzt wegen Korruptionsvorwürfen in die Schlagzeilen geriet?
Wie ist die aktuelle Lage von „Galeria Karstadt Kaufhof”?
Insgesamt 40 der verbliebenen 131 Kaufhäuser sollen geschlossen werden. Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar. Das kündigte Unternehmenschef Miguel Müllenbach in einem Interview mit der „FAZ“ an. Staatliche Kredite seien nicht mehr sinnvoll, da der Konzern sie in absehbarer Zeit nicht zurückzahlen könne.
Warum ist die Warenhauskette in der Krise?
Der Online-Handel setzt dem stationären Handel seit Jahren zu. Die Lockdown-Phasen während der Pandemie haben den Prozess beschleunigt. Galeria Karstadt Kaufhof hatte bereits während des ersten Lockdowns im April 2020 versucht, sich über ein Schutzschirmverfahren zu retten. Rund 40 Filialen wurden in Deutschland geschlossen – unter anderem am alten Galeria-Standort an der Mönckebergstraße in Hamburg.
Zudem wurden rund 4000 Stellen abgebaut und zwei Milliarden Euro Schulden gestrichen. Trotzdem musste der Konzern Anfang 2021 und 2022 weitere Staatshilfen beantragen. Nach eigenen Angaben aufgrund der Konsumflaute und der hohen Energiepreise. Insgesamt 680 Millionen Euro erhielt die Kaufhauskette für ihre Rettung. Nun soll damit Schluss sein.
Wie viele Häuser gibt es noch in Hamburg?
In Hamburg betreibt das Unternehmen noch fünf Filialen: Karstadt an der Mönckebergstraße, in Eimsbüttel (Osterstraße), in Wandsbek (Wandsbeker Marktstraße), in Harburg (Schloßmühlendamm) sowie im Alstertal-Einkaufszentrum.
Was bedeutet die Insolvenz für Hamburger Mitarbeitende?
In Hamburg arbeiten etwa 660 Beschäftigte bei „Karstadt Galeria Kaufhof”. „Ob Filialen in Hamburg betroffen sind, können wir derzeit nicht sagen“, sagt Heike Lattekamp, Fachbereichsleiterin Handel bei Verdi zur MOPO. „Es ist ein schwarzer Tag für alle Betroffenen.“ Jetzt gehe es zuerst darum, möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. Hier sieht Verdi auch Eigentümer René Benko am Zug. Er müsse jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen stecken. Eine MOPO-Anfrage an „Karstadt Galeria Kaufhof” blieb am Dienstag unbeantwortet.
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Wer steckt hinter dem Unternehmen?
Eigentümer des Warenhauskonzerns ist die Signa-Gruppe, deren Chef der österreichische Immobilienmogul René Benko (45). Dieser Name dürfte vielen Hamburger:innen bekannt sein, denn Benko ist auch der Investor hinter dem Elbtower. Auf Anfrage der MOPO sagte ein Sprecher der Signa-Gruppe am Dienstag, dass Signa und Galeria wirtschaftlich und rechtlich eigene Unternehmen seien. Die aktuellen Entwicklungen bei Galeria hätten daher keine Auswirkungen auf Projekte wie den Elbtower.
Zuletzt wurde über Benko bekannt, dass Korruptionsstaatsanwälte die Räume seiner Signa-Holding in Innsbruck durchsucht hatten. Benko soll unter anderem versucht haben, Steuerverfahren zu seinen Gunsten zu „drehen“. Bisher äußerte sich der Milliardär hierzu nicht. Nach der zweiten Insolvenz von Karstadt Galeria Kaufhof gab er bislang ebenfalls kein öffentliches Statement ab.
Was ist ein Schutzschirmverfahren?
Das Schutzschirmverfahren ist eine Form des Insolvenzverfahrens. Es dauert maximal drei Monate und dient dazu, dem Unternehmen Schutz vor Gläubigern zu verschaffen. Die Unternehmensführung behält die Kontrolle, während die Rettung des Konzerns von einem gerichtlich bestellten Sachverwalter kontrolliert wird. Während des Verfahrens erarbeitet der Konzern einen Insolvenzplan für die Sanierung, dieser kann auch die Kündigung von Mitarbeitenden und die Schließung von Filialen beinhalten.