• Toni Schröder (60) hat sich gegen Influenza impfen lassen und möchte Bedürftige motivieren, das medizinische Angebot der Alimaus in Anspruch zu nehmen. 
  • Foto: Bettina Blumenthal

Ehrenamtliche Hilfe: In der Alimaus gibt’s Grippeschutz für Bedürftige

Altona-Altstadt –

Sie krank, haben zum Teil keine Versicherung – und brauchen dringend Hilfe: Am Sonnabend bot die Hamburger Sozial-Tagesstätte Alimaus eine kostenlose Grippeschutzimpfung für Bedürftige an. In der medizinischen und sanitären Anlaufstelle „Nobis bene“ am Nobistor 34 versorgten die ehrenamtlichen Helfer 25 Patienten.

In der medizinischen Sozialpraxis der Alimaus liegen Infoblätter zur Influenza-Impfung in fünf Sprachen aus. Ein alter Mann rollt in seinem Rollstuhl hinein. Er zittert – Parkinson. Und er trägt eine stark abgenutzte FFP2-Maske.

Seit einem Monat habe er diese nun bereits auf, sagt Ronald Kelm, ehrenamtlicher Leiter des Impftages, und gibt dem Patienten eine neue Maske. „Unmöglich! Er hat keine Versicherung, es gibt überhaupt keinen Schutz für ihn“, so Kelm.

Ronald Kelm (59) ist ehrenamtlicher Krankenpfleger in der Alimaus und dem Gesundheitsmobil.

Ronald Kelm (59) ist ehrenamtlicher Krankenpfleger für die Alimaus und das Gesundheitsmobil. 

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Bettina Blumenthal

Es ist das erste Mal, dass ein Team aus freiwilligen Ärzten und Pflegern in der Alimaus eine kostenlose Influenza-Schutzimpfung anbietet. 60 Dosen habe die Alimaus finanziert, heißt es, weitere 50 seien gespendet worden. Zwei ehrenamtliche Ärztinnen impfen den Stoff.

„Nobis bene”: Ehrenamt ist Ehrensache

Eine von ihnen ist die Assistenzärztin Dr. Franziska Singer. Die 34-jährige Hamburgerin ist seit zwei Monaten im Ehrenamt und zuvor schon im Gesundheitsmobil für Obdachlose aktiv gewesen.

„Außerhalb des Klinikalltags Menschen zu helfen, die trotz unseres Gesundheitssystems keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, finde ich toll”, sagt Singer. Zusammen mit einer OP-Schwester kümmert sie sich heute um die 25 Impfungen. 

Patricia Lehder (34) und Franziska Singer (34) sind ehrenamtliche Mediziner.

Die gelernte OP-Schwester Patricia Lehder (34) und die Ärztin Franziska Singer (34) engagieren sich ehrenamtlich. 

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Bettina Blumenthal

Der erste Patient ist Toni Schröder. Der 60-Jährige hat eine Krankenversicherung und ist selbst freiwilliger Helfer in der Essenausgabe der Alimaus. Er gehe als Beispiel voran, um den Bedürftigen vom Nobistor Mut zu machen, die medizinische Vorsorge in Anspruch zu nehmen.

„Für die Obdachlosen ist es doch ideal“, sagt Schröder. „Sich um einen Arzt zu bemühen, einen Termin zu holen und im Wartezimmer zu sitzen – das ist durch Corona sehr schwer und kann zwei bis drei Wochen dauern.“ 

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„Nobis bene”: Sanitäre Versorgung unter der Woche

Unter der Woche bietet die medizinische Anlaufstelle „Nobis bene” sanitäre Hilfe an. Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr können Bedürftige hier duschen. Seit 2017 kümmert sich eine Krankenschwester um kleinere medizinische Behandlungen wie Blutdruckkontrolle und Verbandswechsel.

„Manche Menschen, die hierherkommen, sind in einem so desolaten Zustand, dass sie sich nicht in die Praxis trauen”, sagt Kelm zum Ende des Nachmittags. „Unser Ziel ist es, diese Leute zurück ins System zu bekommen.”    

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Die nächste Grippeschutzimpfung der Alimaus im „Nobis bene” findet voraussichtlich am 31. Oktober um 13 Uhr statt.

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