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  • Feuerwehr und Notärzte sind in Hamburg während der Corona-Zeit zu deutlich weniger Rettungseinsätzen gerufen worden.
  • Foto: dpa

Durch Corona: Hamburger verunsichert? Dramatischer Rückgang bei Notrufen

Die Corona-Krise hat zu einem drastischen Rückgang bei den Notrufen der Hamburger Feuerwehr geführt. Die Leitstelle hatte im März und April täglich 1200 Anrufe weniger als üblich. Das hatte auch Auswirkungen auf die Notfall-Ambulanzen der Krankenhäuser. So spricht Asklepios von einem dramatischen Rückgang an Patienten. Einer der Gründe: Verunsicherung.

Weil während der ersten Corona-Monate März und April das öffentliche Leben fast zum Erliegen gekommen ist, kam es auch zu weniger Unfällen und Einsätzen. Etwa auf der Straße, mit Bussen und Bahnen und am Arbeitsplatz. Das klingt zunächst einmal positiv.

Eine Helferin der Feuerwehr bringt Mädchen zum Rettungswagen.

Die Zahl der Rettungsdienst-Einsätze der Feuerwehr hat während der Corona-Zeit drastisch abgenommen (Symbolbild).

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dpa

Ärzte befürchten allerdings, dass der Rückgang zum Teil auch daran liegt, dass Menschen, die zu Hause Beschwerden verspürten, den Rettungsdienst nicht gerufen haben. Sie zweifelten, ob es im Krankenhaus sicher ist und ob sie überhaupt aufgenommen würden. Da ja wegen der erwarteten Covid-19-Patienten extra Betten freigehalten werden sollten.

Notrufe in Hamburg: Feuerwehr zu Corona weniger alarmiert

Die Zahl der Anrufe in der Hamburger Rettungsleitstelle sank in der Zeit gewaltig. Normalerweise klingelt es dort innerhalb von 24 Stunden etwa 2500 Mal (2019). Während der Corona-Krise im März und April sank die Zahl laut Feuerwehr auf nur noch 1300 Anrufe in 24 Stunden. Fast eine Halbierung! Und ein Rückgang um gut 73.000 Anrufe innerhalb der acht Wochen.

Feuerwehr bei einem Unfall.

Kreuzungs-Unfall mit Polizeiwagen (Symbolbild). Die Rettungsdienste hatten während Corona-Höhepunkt weniger Einsätze bei Unfällen.

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imago images

Dadurch sank auch die Zahl der Rettungsdienst-Einsätze. Allein im März und April endeten die Rettungsdienst-Einsätze der Feuerwehr 4026 Mal seltener mit der Fahrt in eine Klinik als im Vergleichszeitraum 2019. Bei DRK, Gard und Co. dürften diese Zahlen auch gesunken sein.

Rettungsdienst mit 4000 weniger Klinikfahrten

Auffällig ist dabei, dass auch die Quote sich verändert hat. Wurden im März 2019 noch 71,8 Prozent aller Patienten bei diesen Einsätzen ins Krankenhaus gefahren, sind es während der Corona-Zeit im März nur noch etwa 66,4 Prozent. Im April war es ähnlich. Das geht aus Zahlen hervor, die die Feuerwehr der MOPO vorlegte.

Haben also womöglich die Rettungsdienste wegen der Corona-Krise Patienten im Zweifelsfall lieber nicht in die Kliniken gefahren? Die nackten Zahlen legen diesen Verdacht nahe.

Asklepios: Dramatischer Rückgang bei Hamburger Notaufnahmen

Diese Vermutung weist die Feuerwehr zurück. Sprecher Martin Schneider: „Muss ein Patient an der Einsatzstelle nach der präklinischen Versorgung indikativ in ein Krankenhaus, befördern wir ihn genau wie vor der Corona-Krise ins Krankenhaus.“

Von Patienten, die aus Angst nicht ins Krankenhaus gefahren werden wollten, wurde der Pressestelle von den Sanitätern auch nicht berichtet. Plausibel erklären kann die Feuerwehr den nicht unerheblichen Rückgang der Einlieferungs-Quote daher nicht.

Rettungswagen vor Notaufnahme.

Ein Rettungswagen vor einer Notaufnahme in Hamburg. In den Notaufnahmen herrschte während Corona gähnende Leere.

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picture alliance

In den Hamburger Notaufnahmen der Krankenhäuser zeichnet sich ein deutlicheres Bild ab. Hier ist klar zu erkennen, dass Hamburger sich gescheut haben, in die Kliniken zu gehen. Und zwar insbesondere auch ältere Patienten.

Lage in Kliniken normalisiert sich nach Corona langsam

Die sonst so überfüllten Notaufnahmen bei Asklepios etwa waren im März und April wie leergefegt. Der Rückgang beziffert sich laut Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz auf 30 bis 50 Prozent. Erst jetzt normalisiert sich die Lage wieder so langsam, ist aber immer noch nicht auf dem früheren Level.

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Die Leitung einer Notaufnahme sagte gegenüber der MOPO: „Zunächst dachten wir, es gebe weniger Unfälle, weil die Menschen zu Hause bleiben. Doch dann kamen plötzlich Patienten, die drei Tage zuvor schon Schlaganfall-Symptome hatten, aber sich zunächst nicht entschließen konnten, in die Klinik zu gehen.“

39 Prozent weniger Patienten mit Herzinfarkt im Krankenhaus

Eine Auswertung bei Asklepios ergab, dass im März und April 39 Prozent weniger Herzinfarkt-Patienten in die Kliniken gekommen sind. „Viele Patienten sind offensichtlich trotz deutlicher Symptome lieber zu Hause geblieben“, sagt Professor Dr. Stephan Willems, Chefarzt der Kardiologie der Asklepios Klinik St. Georg.

Feuerwehrautos in Hamburg.

Weniger Arbeit für die Feuerwehr. Die Zahl der Anrufe und Einsätze nahm ab.

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Das sei gefährlich: „Damit verpassen Patienten die Chance, sich frühzeitig und erfolgreich behandeln zu lassen und riskieren schwere, dauerhafte Gesundheitsschäden.“

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Mittlerweile normalisiert sich die Lage in den Kliniken langsam. Bei Asklepios in Hamburg liegt die Auslastung insgesamt jetzt wieder bei 70 bis 80 Prozent. Während der heißen Corona-Phase lag sie nur bei 50 bis 60 Prozent.

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