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  • In Friseur-Salons gelten jetzt noch strengere Hygiene-Regeln: Behçet Algan (65) aus Ottensen desinfiziert das Waschbecken.
  • Foto: Quandt

Dreifacher Preis, Geschenke: Was die Hamburger alles für einen Friseur-Termin machen

Wochenlang wucherten in Hamburg die Haare – Friseursalons hatten wegen der Corona-Krise geschlossen. Seit dem heutigen Montag dürfen die Haarstylisten nun endlich wieder die Scheren wetzen und die Tönungen anrühren – und können sich vor dem Kundenansturm kaum retten.

„Endlich können wir wieder arbeiten“, freut sich Behçet Algan (65), Friseur aus Ottensen. „Finanziell war das trotz Förderung schon problematisch, aber viel schlimmer war, die Moral aufrecht zu erhalten. So lange zu Hause ohne Arbeit rumzusitzen – das war für mich Stress.“

Aber nun brummt der Laden wieder. „Wir sind zu siebt, inklusive zweier Lehrlinge, und sind bis Freitag ausgebucht“, so Algan. „Der Ansturm ist groß.“

„Ich mag keine langen Haare“, sagt Algans Stammkunde Wojciech Parafinski (77), Renter aus Ottensen. „Deswegen bin ich sehr froh, dass ich endlich wieder zum Friseur kann. Das war überfällig.“

Video: Tipps vom Friseur: Haare selber schneiden

Viele Salons hätten die Termine für den gesamten Mai schon vergeben und seien bei der Vergabe bereits im Juni. Ohne vorherige Anmeldung gehe die Chance bedient zu werden, gegen Null, sagt die Geschäftsführerin des mecklenburg-vorpommerischen Landesinnungsverbandes im Friseurhandwerk, Gabriela Glävke-Münkwitz, in Rostock.

Friseurin: „Manche Kunden bieten das Dreifache, um früher dranzukommen“

„Manche Kunden haben mir schon das Zwei- oder Dreifache der üblichen Preise geboten, um früher dranzukommen“, berichtet eine Hamburger Friseurin, die nicht namentlich genannt werden möchte. „Manche fragen auch, welchen Wein ich gerne trinke, und bieten mir an, eine Kiste davon zu kaufen. Oder wollen mich zum Essen einladen.“

In Friseur-Salons gelten jetzt noch strengere Hygiene-Regeln: Behçet Algan (65) aus Ottensen desinfiziert das Waschbecken.

In Friseur-Salons gelten jetzt noch strengere Hygiene-Regeln: Behçet Algan (65) aus Ottensen desinfiziert das Waschbecken.

Foto:

Quandt

Unangenehm wird es, wenn Kunden in ihrer Verzweiflung moralisch Druck machen: „,Ich bin doch Stammkunde‘, heißt es dann, ,kannst du mich nicht vorziehen?‘ Aber das mache nicht, ich behandele alle gleich.“

Trotz des Corona-Andrangs bleibt es für Friseure finanziell schwierig

Trotz des Wahnsinns-Andrangs bleibt es für Friseure finanziell schwierig – denn das Arbeiten in Corona-Zeiten ist umständlicher geworden. Viele Salons öffneten mit weniger Stühlen, um ausreichend Platz zwischen den Kunden zu wahren. Sogenannte gesichtsnahe Dienstleistungen wie Rasieren oder Bartpflege sowie das Färben von Augenbrauen oder Wimpern bleiben zudem verboten.

Wojciech Parafinski (77) aus Ottensen, Stammkunde im Friseur-Salon Algan.

Wojciech Parafinski (77) aus Ottensen, Stammkunde im Friseur-Salon Algan.

Foto:

Quandt

„Wir tragen Schutzmasken und desinfizieren alles nach jedem Gast“, erklärt Algan. Diese neuen Hygiene-Regeln kosten aber Umsatz.

Corona-Regeln: Friseure machen weniger Umsatz

„Die Desinfektionsarbeiten und die Pflicht, nur einen einzigen Kunden gleichzeitig zu bedienen, führen dazu, dass wir nur etwa zwei Drittel der sonst üblichen Kundenzahl am Tag bedienen können“, sagt die Hamburger Friseurin. Das bedeutet: rund ein Drittel Umsatzeinbußen, und das in einer Branche, in der kaum jemand Rücklagen bilden kann.

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Algan aber liebt seinen Job – jetzt vielleicht mehr denn je: „Viele sagen: ,Jetzt erst wissen wir euch so richtig zu schätzen‘. Es tut schon gut, das zu hören.“ Mit so viel Anerkennung gehen ihm auch kompliziertere Aufgaben leicht von der Hand: „Manche haben versucht, sich selbst zu frisieren, nicht immer mit Erfolg. Aber wir biegen das schon wieder hin.“  

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