Es steht seit Jahren: Das rätselhafte Dauergerüst in der Hamburger Innenstadt
Baustellenflair statt Alsterblick: Wer auf der Esplanade in Richtung Binnenalster geht, muss schon seit geraumer Zeit an einem hässlichen Gerüst vorbei. Es steht schon so lange an dem Eckgebäude mit der Adresse Neuer Jungfernstieg 21, dass die Behörden sich nicht einmal einig sind, seit wann. Was aber sicher ist: Es wird noch eine ganze Weile dort stehen. Und: Die Kosten trägt der Steuerzahler.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Baustellenflair statt Alsterblick: Wer auf der Esplanade in Richtung Binnenalster geht, muss schon seit geraumer Zeit an einem hässlichen Gerüst vorbei. Es steht schon so lange an dem Eckgebäude mit der Adresse Neuer Jungfernstieg 21, dass die Behörden sich nicht einmal einig sind, seit wann.
Ein Anwohner hatte sich bei der MOPO über das Gerüst beschwert, das „nicht nur den Hamburgern, sondern auch den Besuchern der Innenstadt massiv auf die Nerven“ gehen würde. Und das schon seit vielen Jahren. Das Gerüst verläuft in Höhe des Erdgeschosses, darunter wird es für Passanten richtig eng.
Innenstadt: Gerüst steht schon mindestens sechs Jahre
Seit wie vielen, darin sind sich das Bezirksamt Mitte und die Wissenschaftsbehörde nicht ganz einig. Letztere ist für das Gebäude verantwortlich, weil es aktuell vom ZBW Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und dem German Institute of Global and Area Studies (GIGA) der Universität Hamburg genutzt wird.
Auf MOPO-Anfrage erklärt das Bezirksamt Mitte: „Das Gerüst steht bereits seit längerer Zeit (…). Die aktuelle Genehmigung läuft seit November 2020 bis März 2023. Auch davor gab es bereits entsprechende Erlaubnisse (…). Da die Aufbewahrungsfrist für Erlaubnisse sechs Jahre beträgt, kann eine Genehmigung rückwirkend nur bis 2016 bestätigt werden.“ Mit anderen Worten: Das Gerüst steht möglicherweise schon deutlich länger.
Wie die Wissenschaftsbehörde auf MOPO-Nachfrage mitteilte, wurde das Gerüst einzig und allein für die „Sicherheit der Passant:innen“ aufgestellt, da die Fassade „stark sanierungsbedürftig“ sei. Das Gerüst soll im Zweifel Fassadenteile oder ähnliches abfangen, die sich eventuell vom Gebäude lösen könnten. Eigentlich wollte man die schadhaften Stellen ausbessern. Dabei zeigte sich, dass doch größerer Sanierungsbedarf besteht. „Daher musste (…) (die Fassade) umfassend untersucht werden“, so die Sprecherin.
Die Kosten für das Gerüst werden den Angaben zufolge vom ZBW Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft getragen. Das wiederum wird von Bund und Ländern finanziert. Bedeutet: Die Kosten trägt der Steuerzahler.
Arbeiten sollen erst 2025 abgeschlossen sein
Die aktuelle Genehmigung läuft laut Bezirksamt Mitte übrigens bis März 2023. Eine Verlängerung ist wohl unumgänglich: „Die Sanierungsarbeiten sollen voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2023 beginnen. Dabei ist die Dauer der Sanierungsarbeiten von der Witterung abhängig, so müssen die Fassadenarbeiten etwa bei niedrigen Temperaturen unterbrochen werden. Die Arbeiten sollen nach aktueller Planung spätestens Mitte 2025 abgeschlossen sein“, so die Wissenschaftsbehörde.
Das könnte Sie auch interessieren: Wir bauen Hamburgs erstes Haus aus Hanf – und das ist sogar günstiger
Die derzeit dort ansässigen Institute sollen im Jahr 2025 umziehen. Und dann? „Über Nachmieter wurde noch nicht entschieden“, heißt es weiter. Nach „Abendblatt“-Informationen ist eine stadtinterne Nutzung vorgesehen – das Gebäude soll also nicht in private Hand gehen. Bis zum Einzug neuer Mieter geht ohnehin noch Zeit ins Land – und so lange müssen Anwohner, Touristen und Steuerzahler mit dem Gerüst leben.