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  • Foto: Jazzarchiv

Show von Slipknot in Hamburg: Reinster Wahnsinn, diese Metal- Messe!

Bumm! Die Bombe explodiert, der Bühnenvorhang fällt und die, die sitzen, springen von ihren Stühlen auf, weil sie sich so erschrocken haben. Die Barclaycard-Arena muss an diesem Sonntagabend in „Knot-Arena“ umgetauft werden. Slipknot sind gekommen, um ihre Jünger musikalisch zu verprügeln – martialisch, animalisch, megalomanisch.

Die Bombe war natürlich keine richtige, sondern nur einer von vielen Pyro-Effekten. Überall schnörkelt und leuchtet der Buchstabe „S“, das 90er-Tribal-Logo von Slkipknot, den Alternative-Metal-Helden aus Iowa. Das Bühnenbild ist eine stroboskopisch-zuckende, industrielle Festung mit einem U-förmigen Podest, an dessen Spitzen die beiden Percussionisten auf ihre Trommeln und metallischen Bierfässer hauen.

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Aber nicht nur das: In ihren Overalls und Psychopathen-Masken setzen sie ihre kompletten Körper für ihre musikalischen Gebaren ein. Sie könnten auch zwei wahnsinnige Affen-Menschen sein, die sich an der Tür einer Gummizelle selbst verletzen.

Auch die anderen sieben Band-Mitglieder vollführen das Schauspiel. Aus dem Bass spritzt eine Feuer-Fontäne und der DJ – Darth Vader in weiß – macht auf einem Laufband vor seinem Pult sportliche, cool einstudierte Übungen. Hannibal Lecters, äh, pardon, Corey Taylors (46) stimmliche Möglichkeiten sind grenzenlos – in einem Moment schreit er barbarisch, im nächsten erklingt sein nahezu sanfter Gesang.

Corey Taylor stachelt die Fans in der Barclaycard Arena auf

„Dankeschön, meine Freunde! Guten Abend Hamburg! Wie geht es euch? Gut? Gut? Ja? Ja?“, stachelt er das Publikum auf Deutsch an. Einheitlicher Gehorsam. Selten hat man so ein uniformes, gewaltvoll tanzendes Pit gesehen. Alle Fäuste boxen als Einheit in die Luft, sodass das überbordende Ballern der Schlagzeug-Doublebass noch verstärkt wird. Ständig fragt der Frontmann, ob es allen gut geht und liefert die Antwort direkt mit: „Wir sind eine fucking Familie! Unsere Musik bringt uns zusammen – egal wer wir sind und wie wir aussehen.“

Der Vordermann, der vorm Konzert noch mit hoher Stimme „Ich bin so aufgeregt!“ gerufen hat, schleudert jetzt in Trance seine Haare hin und her. Die Nebenfrau zeigt stolz ein Foto von signierten Konzertkarten aus dem Jahr 2000 und der Nebenmann erzählt die Geschichte, wie er mit Corey Taylor (nach einem Auftritt seiner anderen Band Stone Sour) vor der Großen Freiheit schon eine zusammen geraucht hat. Dieser wiederum liefert dazu das Fazit auf der Bühne: „Danke, dass ihr den Slipknot-Spirit seit mehr als 20 Jahren am Leben haltet. Dafür schenken wir euch gerne 20 weitere!“

Während Maden und Ameisen über die Video-Leinwände krabbeln und tierischer Geschlechtsverkehr und menschliche Geburten zu sehen sind, bleibt einem zwischen neuen Songs wie „Solway Firth“ oder am Ende Klassikern wie „Wait And Bleed“, „Duality“, „People = Shit“ und „Surfacing“ immer wieder fast die Luft zum Atmen weg. So eine Slipknot-Show ist eine wahre Metal-Musical-Messe, die blaue Flecken und schlimmere Blessuren verursacht und auf die man noch lange ungläubig zurückblickt. Reinster Wahnsinn! Bumm!

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