AKW Brokdorf ließe sich wieder hochfahren – unter diesen Bedingungen
Er war eines der leistungsstärksten Atomkraftwerke weltweit: Der Meiler Brokdorf bei Glückstadt im Kreis Steinburg war 35 Jahre lang am Netz, bis er am 31. Dezember 2021 kurz vor Mitternacht abgeschaltet wurde. Ginge es nach der Hamburger Wirtschaft, könnte er aber schon bald wieder hochgefahren werden – das haben ihre Vertreter in einer Resolution gefordert. Aber ginge das überhaupt? Der Betreiber hält sich bedeckt und verweist auf zahlreiche Hürden.
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Er war eines der leistungsstärksten Atomkraftwerke weltweit: Der Meiler Brokdorf bei Glückstadt im Kreis Steinburg war 35 Jahre lang am Netz, bis er am 31. Dezember 2021 kurz vor Mitternacht abgeschaltet wurde. Ginge es nach der Hamburger Wirtschaft, könnte er aber schon bald wieder hochgefahren werden – das haben ihre Vertreter in einer Resolution gefordert. Aber ginge das überhaupt? Der Betreiber hält sich bedeckt und verweist auf zahlreiche Hürden.
Für eine sichere Energieversorgung müsse alles getan werden, fordert die Hamburger Handelskammer. In einer Resolution hat sie sich jüngst nicht nur für den Weiterbetrieb der drei letzten noch laufenden deutschen Atomkraftwerke ausgesprochen, sondern auch für eine vorübergehende Reaktivierung der drei im letzten Jahr vom Netz gegangenen Meiler. Es sollten die rechtlichen, technischen und finanziellen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, so die Handelskammer, die nach eigenen Angaben rund 170.000 Unternehmen vertritt. Auch der CDU-Wirtschaftsrat in Hamburg und Schleswig-Holstein forderte eine Reaktivierung.
AKW Brokdorf: Betreiber hält sich bedeckt
Doch könnte man Brokdorf so einfach wieder hochfahren? Und würde der Betreiber das überhaupt mitmachen? PreussenElektra ist zurückhaltend, möchte die Debatte der MOPO gegenüber nicht kommentieren. Die Bundesregierung habe sich im März gegen eine Verlängerung der Atomkraftwerke ausgesprochen und man respektiere diese Entscheidung, sagt Hauke Rathjen, der für das AKW Brokdorf zuständig ist. Zudem habe man sich jahrelang technisch und organisatorisch auf die Stilllegung und den Rückbau vorbereitet.
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Denn der ist extrem aufwendig und streng reglementiert. Von der Antragstellung über die Abschaltung und den sogenannten Nachbetrieb bis hin zum eigentlichen Abriss vergehen Jahre. Für das Kernkraftwerk Brunsbüttel etwa wurde der Antrag schon 2012 eingereicht, doch erst 2019 begann der eigentliche Rückbau. Alles, was das Werk verlässt, muss einzeln auf Radioaktivität untersucht und freigegeben werden. Bis der Rückbau fertig ist, werden wohl noch 15 Jahre vergehen.
Auch in Brokdorf haben die Brennstäbe den Meiler verlassen, nachdem das Kraftwerk nach der Abschaltung in den Nachbetrieb wechselte. Seit Januar liegen sie im sogenannten Abklingbecken, wo sie mehrere Jahre bleiben müssen. Seitdem sind die Vorbereitungen für den Rückbau vorangeschritten, der der Planung nach aber erst Ende 2039 abgeschlossen sein soll.
Atomkraft in Deutschland: Politik diskutiert über noch laufende Meiler
„Technisch wäre eine Wiederaufnahme des Leistungsbetriebes zwar unter großem Aufwand denkbar, da wir uns noch im Rückbau befinden“, sagt Rathjen. „Allerdings wäre die große Herausforderung, lizensiertes Personal zu bekommen.“ Weil der Atomausstieg schon seit Jahren feststeht, haben sich viele der Unternehmen auch in ihrem Personalmanagement darauf vorbereitet. Und auch rechtlich wäre ein Wiederanfahren in Brokdorf derzeit nicht umzusetzen, da die Betriebserlaubnis Ende 2021 ausgelaufen ist. Der Betreiber müsste eine neue Erlaubnis beantragen, die dem Atomgesetz nach aber nicht mehr erteilt werden darf.
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Dass Brokdorf tatsächlich wieder betriebsbereit gemacht wird, scheint derzeit allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Die Landesregierung von Schleswig-Holstein zumindest hat der Reaktivierung von Brokdorf eine Absage erteilt: Der Landtag lehnte einen entsprechenden Antrag der FDP Ende August ab. Auch auf Bundesebene wird derzeit vor allem über das Vorgehen mit den drei noch laufenden Kernkraftwerken heiß diskutiert, wo entweder ein Streckbetrieb bis April oder ein planmäßiges Abschalten gefordert wird. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich für eine befristete Notreserve von zwei der AKW bis Mitte April ausgesprochen, wurde dafür aber bereits scharf kritisiert.