Wie sich Natur- und Denkmalschützer um die Alsterfleete streiten
Zerren um die Fleete: Naturschützer wollen die Hamburger Innenstadt-Kanäle in natürliche Lebensräume umwandeln – denn die Bedingungen für Lebewesen sind hier katastrophal. Doch der Denkmalschutz wehrt sich: Denn die Wasserwege gehören zur Stadtgeschichte und sollen nicht verändert werden. Was zählt hier mehr – Architektur oder Biotop?
Für Fische und Wasserorganismen sind die Fleete in der Innenstadt der Horror: In den eingemauerten Wasserwegen gibt es keine Vegetation, in der sie Nahrung oder Schutz finden könnten, gleichzeitig werden die kleinen Lebewesen bei starken Strömungen einfach mitgerissen. Denn wenn nachts etwa die Rathausschleuse geöffnet wird, um den Wasserpegel zu senken, können nach starkem Regen laut dem Nabu sogar Fließgeschwindigkeiten von zwei Metern pro Sekunde entstehen.
Zerren um die Fleete: Naturschützer wollen die Hamburger Innenstadt-Kanäle in natürliche Lebensräume umwandeln – denn die Bedingungen für Lebewesen sind hier katastrophal. Doch der Denkmalschutz wehrt sich: Denn die Wasserwege gehören zur Stadtgeschichte und sollen nicht verändert werden. Was zählt hier mehr – Architektur oder Biotop?
Für Fische und Wasserorganismen sind die Fleete in der Innenstadt der Horror: In den eingemauerten Wasserwegen gibt es keine Vegetation, in der sie Nahrung oder Schutz finden könnten, gleichzeitig werden die kleinen Lebewesen bei starken Strömungen einfach mitgerissen. Denn wenn nachts etwa die Rathausschleuse geöffnet wird, um den Wasserpegel zu senken, können nach starkem Regen laut dem Nabu sogar Fließgeschwindigkeiten von zwei Metern pro Sekunde entstehen.
Streit um Hamburger Fleete: Denkmalschutz will Fleete erhalten
Das Projekt „Lebendige Alster“ will diesen extremen Lebensraum aufwerten. Dafür träumen die Naturschützer davon, im Alsterfleet, Bleichen- und Herrengrabenfleet und im Nikolaifleet schwimmende Vegetationsinseln einzurichten, die den Tierchen in der rauen Umgebung Nahrung und Unterschlupf bieten. „Wir sind gesetzlich verpflichtet, unsere Oberflächengewässer so gut wie möglich zu schützen und die ökologisch natürlichen Zustände weitgehend zu erhalten oder wiederherzustellen“, erläutert Wolfram Hammer vom BUND, der das Projekt mitbetreut, gegenüber der MOPO. Denn so bleibe auch unser Wasser in gutem Zustand. Zudem sei der Lebensraum in den Alsterfleeten auch für die Erleichterung der Wanderung vieler Fische von der Elbe in die Alster-Oberläufe wichtig.
Doch die Idee stößt auf Widerstand: Denn die Gewässer in Hamburgs Alt- und Neustadt stehen seit 2013 unter Denkmalschutz. Sie sind „herausragende Zeugnisse der Kulturgeschichte“, erläutert die Sprecherin des Denkmalschutzes, Marianne Kurzer, der MOPO. Schwimmende Inseln, wie sie sich die Naturschützer wünschen, gab es damals nicht – und sollen auch künftig nicht auf der Alster treiben.
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Besonders umstritten: In der ruhigen Oberfläche der Fleete spiegelt sich die Architektur – dieser Effekt sei Teil der gestalterischen Komposition und müsse daher berücksichtig werden, sagte Kurzer der „Zeit“. Das bringt Naturschützer auf Zinne: „Absurd“ schimpft der Nabu in einer Stellungnahme, früher seien die Fleete als Transportwege genutzt worden und mit Booten bedeckt gewesen. Der Denkmalschutz richte sich nicht nach der historischen Realität, so der Vorwurf.
Lebensraum Fleete: Fünf Prozent der Wasserfläche würden reichen
„Dem Denkmalschutzamt ist klar, dass die Wasserfläche als Transportweg früher von Booten frequentiert war“, verteidigt Kurzer das Amt auf MOPO-Nachfrage. „Jedoch sind feste Einbauten etwas anderes als Boote.“ Es gehe zudem nicht vorrangig um die Spiegelung, „sondern darum, dass der historische Zustand der Wasserwege nicht durch zu viele fest eingebaute, schwimmende Objekte und eingestellte Stege verstellt ist.“ Auch die bauliche Substanz soll geschützt werden.
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Die Inseln würden nur bis zu fünf Prozent der Fläche bedecken und keine bauliche Substanz beeinträchtigen, versichert dagegen Hammer – „dadurch würde schon viel wertvoller Lebensraum geschaffen.” Zudem könnten die Inseln bei etwaigen Bau- oder Restaurierungsarbeiten an Gebäuden oder Fleetmauern verschoben werden.
Wie ein Kompromiss aussehen könnte, zeigt die „grüne Schute“: Seit etwa zwei Jahren liegt der ehemalige Lastenkahn im Alsterfleet Höhe Admiralitätsstraße – und bietet den Lebewesen modellhaft verschiedene Vegetationszonen an. Und weil die Schuten eben Boote und keine schwimmenden Inseln sind, kann sich auch der Denkmalschutz eine „gewisse Anzahl“ von ihnen vorstellen.