Unglückliche Torschützen: Polzin führte „harte Gespräche“ mit einem HSV-Duo
Auch wenn sie unglücklich über ihre sportliche Situation sind: Am Mittwochmittag durften Emir Sahiti und Bakery Jatta mal wieder jubeln. Der Kosovare traf gegen den FC Groningen sogar zweimal, der Gambier war beim 6:3-Testspielsieg immerhin einmal erfolgreich. Gemeinsam bildeten sie ein Duo auf der linken Seite. Ungewohnterweise, muss man wohl dazu sagen. Oder ist das doch ein Modell für die Zukunft? Merlin Polzin berichtete nach dem Spiel von „harten Gesprächen“, öffnete den beiden Torschützen aber auch die Tür.
„Weit weg ist er auf jeden Fall nicht“, sagte der Trainer über Sahiti, der gegen die Niederländer das zeigte, was Polzin von ihm erwartet: Sauberkeit in seinen Offensivaktionen, wenige Ballverluste, konstante Leistungen. Weil dem 26-Jährigen dies zuletzt abging, zumindest in den Augen seines Trainers, stand er siebenmal in Folge nicht im Bundesliga-Kader. Und das, nachdem er an den ersten zwei Spieltagen der Anfangsformation angehört hatte.
HSV-Trainer über die „brutale Situation“ für Emir Sahiti
„Es ist für Emir natürlich eine brutale Situation – von Startelf zu gar nicht mehr dabei“, beschrieb Polzin und erzählte von einem ausführlichen Gespräch mit Sahiti am Montag: „Ich habe ihm noch mal gesagt, dass wir den Kader nicht nur mit den rein besten Spielern bauen, sondern so, dass wir auf jeder Position gut aufgestellt sind für sämtliche Szenarien.“ Bedeutet: Sahiti wurde zum Verhängnis, dass Polzin nicht zu viele ähnliche (Flügel-)Spieler auf einmal in seinem Aufgebot haben möchte. Weil das im Umkehrschluss hieße, dass er im Zweifel nicht auf das ebenfalls besondere Profil eines anderen Profis zurückgreifen könnte.

Beim Zusammenstellen des Kaders spielen die HSV-Trainer viele Spielverläufe durch. Was passiert, wenn ein Abwehrspieler die Rote Karte bekommt? Was ist, wenn der HSV führt und defensive Sicherheit braucht? Und was tun, wenn der HSV mit einem Tor hintenliegt und gegen einen tiefstehenden Gegner mehr Strafraumpräsenz benötigt? Letzteres war am Samstag gegen den BVB (1:1) der Fall. Und deshalb wechselte Polzin neben Robert Glatzel auch Guilherme Ramos ein, weil er um dessen Kopfballstärke weiß. „Gui hat in den letzten Wochen auch mal nicht mitgespielt, aber als Waffe funktioniert gegen Dortmund“, meint der Chefcoach, der in Profilen denkt und von seinen Spielern fordert: „Das müssen sie dann einfach verstehen.“ Auch Sahiti.
„Eine Waffe“: Neue Jatta-Chance auf neuer HSV-Position?
Polzin präferierte auf dem rechten Offensivflügel zuletzt „das Tempo und den Tiefgang“ von Rayan Philippe: „Das hat unserem Spiel mehr geholfen.“ Weshalb Sahiti auf der Tribüne landete und begann, über einen möglichen Wechsel im Winter nachzudenken. Dass der Familienvater um seinen Status beim HSV kämpft, bewies der Test am Mittwoch: Da stand er bei seinen Treffern zweimal richtig und staubte ab, präsentierte sich generell ballsicher und mit Spielwitz. Das gefiel Polzin. Und deshalb ist es möglich, dass Sahiti im HSV-Kader demnächst mal wieder den Vorzug vor Alexander Røssing-Lelesiit oder Fabio Baldé erhalten wird.

Rein nominell gilt eigentlich auch Jatta als Sahitis Positionskonkurrent. Gegen Groningen ließ Polzin den 27-Jährigen aber erneut auf einer anderen Position ran: als Schienenspieler, diesmal über 60 Minuten auf der linken Seite, wo sonst Miro Muheim zu Hause ist – oder Noah Katterbach, der aber nur als Joker für Jatta kam. „Wir wollen Baka helfen, dass er gerade diese Position links und rechts spielen kann“, erklärte Polzin hinterher. Wichtig sei, dass Jatta das Verteidigen lerne. Offensiv, gegen Groningen etwa bei seinem Tor zum 3:0 nach Steilpass von Fábio Vieira, könne er „mit seinen raumgreifenden Schritten“ ohnehin „eine Mega-Waffe“ für den HSV sein. Einzig: Das ist seit Monaten höchstens in Testspielen wie diesem der Fall. Im Bundesliga-Aufgebot stand Jatta in dieser Saison noch gar nicht, nachdem der HSV ihm im Sommer ehrlich seine schwierige Situation aufgezeigt hatte.
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„Das waren harte Gespräche für mich, weil wir uns schon lange kennen und schätzen“, wiederholte Polzin nun und ergänzte, dass es in Zukunft aber Szenarien geben könne, in denen Jatta auch im Pflichtspielbetrieb mal wieder wichtig werden könne: „Auf jeden Fall, das ist das Ziel – und das habe ich auch Baka gesagt.“ Wirklich glücklich wird Jatta aber erst wieder sein, wenn den Worten wirklich Spielminuten folgen. Dafür ist der Fanliebling, der den HSV eigentlich nicht verlassen möchte, weiterhin selbst verantwortlich. Genauso wie Sahiti.
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