x
x
x
Ein Mitarbeiter verlädt Sputnik V-Impfstoff
  • Die Impfbereitschaft ist trotz eigenem Vakzin gering in Russland – deshalb machen die Verantwortlichen jetzt ernst
  • Foto: (c) dpa

In diesen Metropolen wird die Impfpflicht eingeführt

In Russland spitzt sich die Corona-Lage zu. Die Delta-Variante breitet sich rasant aus, vor allem in den großen Metropolen Moskau und Sankt Petersburg steigt die Zahl der Neuinfektionen seit Tagen an. Dennoch ist die Impfbereitschaft in der russischen Bevölkerung gering. Mehrere Regionen machen deshalb Ernst – mit einer Impfpflicht.

Allein die russische Hauptstadt Moskau meldete am Samstag mit 9120 Corona-Neuinfektionen einen Rekordwert. Besonders besorgniserregend: Laut Bürgermeister Sergej Sobjanin sind mittlerweile fast 90 Prozent der Covid-Erkrankungen auf die besonders ansteckende Delta-Variante des Virus zurückzuführen.

Im ganzen Land lag die Zahl der Neuinfektionen am Sonntag bei 17.679. Eine andere Zahl ist beinahe erschreckender: Obwohl Russland mit Sputnik V weltweit den ersten Corona-Impfstoff zugelassen hat, sind gerade einmal 10,21 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. In Moskau liegt die Quote ein halbes Jahr nach Beginn der Massenimpfungen mit knapp 15 Prozent nur geringfügig höher.

Anreize sind nicht genug: Moskau setzt auf Impfpflicht

Anreize für den „Piks“ gibt es in der russischen Hauptstadt bereits seit längerem. So werden bis Mitte Juli unter Leuten, die sich erstmals impfen lassen, fünf Autos pro Woche verlost. Älteren Menschen winken Geschenkgutscheine nach einer Immunisierung.

Das könnte Sie auch interessieren: Seit Ausflug vermisst: Nawalnys Ex-Arzt Alexander Murachowski verschwunden

Doch da auch diese Maßnahmen nicht die gewünschte Wirkung erzielten, hat Bürgermeister Sergej Sobjanin nun eine Impfpflicht für Unternehmen eingeführt. Bis zum 15. Juli müssen Arbeitgeber in Behörden, der Gastronomie, in Bildungs- und Kultureinrichtungen, Banken, Museen, Sportclubs, Einkaufszentren, Schönheitssalons und im Transportwesen dafür sorgen, dass mindestens 60 Prozent ihrer Belegschaft geimpft ist. Einen Monat später muss die zweite Impfung erfolgt sein. Bei Nichteinhaltung drohen Geldstrafen für die Arbeitgeber – Mitarbeiter müssen damit rechnen, unbezahlt freigestellt zu werden. Für aufschiebbare medizinische Behandlungen sollen zudem vorerst nur noch Geimpfte stationär in Krankenhäuser aufgenommen werden.

Darum sehen viele die Impfpflicht kritisch

Der Idee einer Impfpflicht haben sich mittlerweile weitere russische Regionen angeschlossen. Auf der Halbinsel Sachalin müssen unter anderem Arbeitgeber im Bildungs- und Gesundheitswesen, in Schönheitssalons, Fitnessstudios sowie im öffentlichen Nahverkehr dafür sorgen, dass bis September mindestens 60 Prozent ihrer Mitarbeiter geimpft sind. Ähnliche Regelungen gelten im Moskauer Umland, der sibirischen Stadt Kemerowo, in Twer und im Leningrader Gebiet um Sankt Petersburg. In der Metropole selbst müssen Staatsbedienstete sich impfen lassen.

Das könnte Sie auch interessieren: Zoff mit Russland: Ukraine muss EM-Trikot anpassen

Eine landesweite Impfpflicht ist laut Kremlsprecher Dmitri Peskow nicht geplant. Dennoch verteidigte er das Vorgehen der Regionen als „absolut richtig“. Kritiker hingegen bemängeln, dass für eine solche Impfanweisung durch Arbeitgeber die gesetzliche Grundlage fehle. Weil diesen aber Strafen drohen, wenn ihre Unternehmen die Quote nicht erfüllen, sei vorprogrammiert, dass sie ihre Angestellten „mit legalen und illegalen Maßnahmen“ zum Impfen bewegen würden, sagte etwa eine Rechtsanwältin dem kremlkritischen Portal Meduza. (prei)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp